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Display-Trends: OLEDs nehmen neuen Anlauf

Kleinformatige OLED-Displays haben sich im Consumer-Umfeld etabliert, im Industriebereich bislang aber nicht. Display-Experte Prof. Karlheinz Blankenbach zufolge wird nun zwar »die Dominanz der LCDs anhalten, OLEDs aber werden einen erneuten und diesmal hoffentlich erfolgreicheren Anlauf nehmen«.

Durch die leichte Wölbung von LGs 55-Zoll-OLED-TV-Display 55EA9809 entsteht ein IMAX-Feeling, wie man es vom Kino kennt: Die Zuschauer sitzen immer im exakt gleichen Abstand zum Bild, überdies werden Verzerrungen an den Rändern gemindert. Bildquelle: © LG
Durch die leichte Wölbung von LGs 55-Zoll-OLED-TV-Display 55EA9809 entsteht ein IMAX-Feeling, wie man es vom Kino kennt: Die Zuschauer sitzen immer im exakt gleichen Abstand zum Bild, überdies werden Verzerrungen an den Rändern gemindert.

Für einen Pusch könnten die auf der IFA gezeigten, leicht gekrümmten 55-Zoll-OLED-TV-Geräte von Samsung und LG sorgen, die nun auch lieferbar sind.

Blankenbachs Optimismus für einen erfolgreichen zweiten Anlauf im industriellen Umfeld basiert auf dem Umstand, dass professionelle Displays (industrial, automotive, medical, E-Signage) den Consumertrends folgen. Das habe zum einen Stückzahlengründe, zum andern erwarteten professionelle Kunden auch die CE-Funktionalität. Bestes Beispiel seien der PCAP-Touch und der Trend zu Full-HD selbst bei vergleichsweise geringen Displaygrößen, ausgelöst durch das ppi-Rennen.

Dass OLEDs in den letzten 10 Jahren keine signifikanten Stückzahlen bei industriellen Applikationen generieren konnten, hat mehrere Gründe: Dazu zählen die Lebensdauer, die (Langzeit-)Verfügbarkeit und der Preisaufschlag zu LCDs. Außerdem müssen sich wegen der komplexeren Produktion industrielle AMOLEDs sehr stark an Consumerdisplays orientieren, »Industriestandards wie bei LCDs haben sich aber noch nicht etabliert«. Doch die mittlerweile erreichte Lebensdauer dürfte für viele professionelle Anwendungen ausreichen. Somit bleibt nur noch der Kostenaspekt: »Hier ist das Rennen der Produktionsverfahren RGB-Patterning, weiße OLED mit RGB-Farbfilter (wie bei LCDs) und gedruckten OLEDs noch offen«, betont Blankenbach.

Prof. Karlheinz Blankenbach, Hochschule Pforzheim Bildquelle: © Hochschule Pforzheim
Prof. Karlheinz Blankenbach, Hochschule Pforzheim: »Industriestandards wie bei LCDs haben sich bei OLED aber noch nicht etabliert.«


Samsung jedenfalls setzt verstärkt auf OLED, wie sich aus der kürzlich erfolgten Akquisition seines AMOLED-Lieferanten Novaled ablesen lässt. Die Kooperation der Koreaner mit dem Dresdner OLED-Spezialisten existiert seit 2005.

Einen kräftigen Anstieg für flexible OLED-Displays prognostiziert IHS iSuppli: Werden damit 2013 rund 22 Mio. Dollar Umsatz erzielt, sind es 2014 schon 95 Mio. Dollar. Doch noch dominieren LCD-Technologien, gerade bei AMLCDs sieht Blankenbach »ein großes Innovationspotenzial«, das schon in Prototypen und teilweise auch in Consumerprodukten umgesetzt worden ist. Beispiele sind hier Stromsparmaßnahmen wie intelligentes Backlight-Dimming, Backlight-Filmstacks, Oxide TFTs (auch für AMOLEDs) und Quantum-Dot-Folien zur Vergrößerung des Gamuts. Auch wenn es um höchste Auflösung geht (4k-TV-Displays), punktet die bewährte LCD-Technologie.

Neben OLEDs werden schon in naher Zukunft flexible Displays eine wichtigere Rolle spielen. In diese Kategorie fallen unterschiedliche Geräte wie Displays mit Plastiksubstraten sowie gekrümmte, rollbare und faltbare Anzeigen. Die Vorteile von Plastiksubstraten sind Robustheit (etwa 30% aller Smartphone-Ausfälle werden durch Glasbrüche verursacht), geringes Gewicht, neue Designmöglichkeiten und Preisvorteile bei Rolle-zu-Rolle-Produktion im Vergleich mit Batch-Prozessen bei starren Substraten. »Technologisch möglich sind Plastiksubstrate-Displays mit praktisch allen Flachdisplaytechnologien«, versichert Blankenbach. Gekrümmte Displays lassen sich auch aus dünnstem Glas produzieren, was gerade bei OLEDs Vorteile in puncto Lebensdauer bietet. Aktiv-Matrix-Backplanes auf Plastiksubstraten sind im Vergleich zu Glas-Backplanes deutlich anspruchsvoller in Herstellung und Materialien. Der Markteintritt biegbarer Displays hat mit Segment-Anzeigen von E-INK (Bezeichnung SURF) und in E-Readern schon begonnen. In Verbindung mit Bistabilität seien solche Displays »für eine Vielzahl von Applikationen interessant«.